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Königlich privilegierte
Feuerschützengesellschaft Bergen

Chronik

Schützenvereine im Mittelalter

Schon im Mittelalter gab es Schützengesellschaften und Schützengilden zur Pflege und Förderung des Schießsportes. In den Städten wurden diese Vereine besonders gefördert, mussten sich doch die Städte nicht selten gegen Angriffe zur Wehr setzen. Aber auch auf dem Lande bedurften die grenznahen Gebiete zivilen Schutzes gegen eindringende Grenzgänger, Spione und Vagabunden. Zuverlässige und zu diesem Zweck ausgewählte Bürger und Bauern erhielten dafür von der Obrigkeit sogar „Zielbüxen" und Munition zur Verfügung gestellt und waren auch verpflichtet, regelmäßig zu üben. Als Gegenleistung wurden den Schützen gewisse Vorteile und Privilegien eingeräumt. Das Abhalten großer Schützenfeste, die oft eine ganze Woche dauerten, wurde von der Obrigkeit gefördert und nicht selten nahm der Landesfürst mit seinem Hofstaat an den Feierlichkeiten teil.

Erste Erwähnungen des FSG-Bergen

Die erste Erwähnung von Feuerschützen in Bergen stammt aus dem Jahr 1730. Die Bauern aus Bergen und vom Pattenberg reichten beim Kurfürsten Maximilian ein Gesuch um Überlassung von Feuerwaffen ein, um damit die sich in der Gegend stark vermehrenden Wildschweine zu bekämpfen. Die Bitte fand wohlwollend Gehör und es wurden ihnen sieben Feuerbüxen ausgehändigt. Die Bauern schössen aber nicht nur die Wildschweine, sondern im Laufe der Zeit auch alles andere edle Wild, weshalb ihnen am 1. Juli 1718 nach einem kurfürstlichen Erlass die sieben Zielbüxen wieder abgenommen und ihnen jedes Schießen bei hoher Strafe untersagt wurde.  
Offenbar bestand jedoch für die wahrscheinlich auch für den zivilen Grenzschutz eingeteilten Schützen nach wie vor die Pflicht, an den regelmäßigen Schießübungen teilzunehmen. Nachdem es dazu in Bergen und in der näheren Umgebung keine Gelegenheit gab, mussten die Schützen nach Marquartstein, dem Sitz des zuständigen Pflege- und Kastenamtes, zum Übungsschießen ausweichen. Das war für die einzelnen Schützen immerhin eine Wegstrecke von drei bis fünf Stunden. Hinzu kam, dass das Schießen in Marquartstein erst um 12.00 Uhr mittags begann und die Schützen nach dem Schießen erst spät in der Nacht nach Bergen zurückkamen. Es ging jeweils ein ganzer Arbeitstag verloren. Deshalb reichten sie am 1. August 1735 ein Gesuch beim Kurfürsten ein, um das Übungsschießen wieder in Bergen abhalten zu können. Das entsprechende Dokument liegt im Original beim Bayerischen Haupt­staatsarchiv in München. Welche Antwort nach einem langen Dienstweg das mit geziemender Unterwürfigkeit gehaltene Schreiben erfuhr, ist leider nicht bekannt.  
Aus den Jahren zwischen 1735 und 1885 liegen keine Aufzeichnungen über das Schützenwesen in Bergen vor. 1796 entsteht eine neue Schützenordnung unter Kurfürst Karl Theodor. Es ist anzunehmen, dass durch diese Ordnung den Untertanen die Bildung von Schützengesellschaften freigestellt oder sogar in Hinblick auf den Selbstschutz und die Wehrerziehung empfohlen wurde. 1868 gibt König Ludwig II. dem Land eine neue Bayerische Schützenordnung.
Erst ab dieser Zeit, frühestens aber zur Gründung des Königreiches (1805) kann zum Privileg auch noch die Auszeichnung zur Vereinsbezeichnung „Königlich privilegierte Feuerschützengesellschaft Bergen" gekommen seinIn Zusammenhang mit dem frühen Schützenwesen ist verschiedentlich vom „Engeren Kreis" die Rede. Sicherlich ist dies nach der Art und Zahl der Mitglieder und der Gesellschaftsschicht, der sie angehörten, zu erklären. Es scheint sich um einen bewusst klein gehaltenen Kreis von Schützen aus der gehobenen Bürger- und aus der begüterten Bauernschaft gehandelt zu haben. Dies geht auch aus einem Erinnerungs­schreiben von Josef Hütter hervor, der sich noch erinnerte, dass es um 1885 drei Schützengesellschaften in Bergen gegeben hat. Eine dieser Gesellschaften hatte ihr Schützenlokal im Gasthaus zum Blauen Anger, die Mitglieder waren „Bäuerliche und Arbeiter", die „Kleinen" trauten sich nicht, beim „Engen Kreis" anzuklopfen, das heißt um eine Aufnahme als Mitglied nachzusuchen.  
Die beiden Zimmerstutzen-Gesellschaften taten sich wegen der geringen Teil­nehmerzahl bei den Schießen und dem abflauenden Interesse zu einem gemeinsamen Verein zusammen und nannten sich dann „Zimmerstutzengesellschaft Frohsinn". Als Tag des Zusammenschlusses wird der 13. Juli 1902 genannt. Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs herrschte ein regelmäßiger und eifriger Schießbetrieb. Besonders 1911, im Februar, gab es anlässlich des 90. Geburtstags seiner Königlichen Hoheit, des Prinzregenten Luitpold von Bayern, ein Jubiläumsschießen, das nach den Auf­wendungen zu urteilen, für den verhältnismäßig kleinen Verein ein großes Ereignis gewesen sein muss: 

  • Messmaschine repariert und 4.500 Scheiben; 49,40 Goldmark    
  • Plattlsträußl, Schützensträußl und dergl.; 31,90 Goldmark  
  • Etui für Geldpreise; 9,50 Goldmark  
  • Schützenmeisterzeichen, Neunerausschuss; 7,05 Goldmark  
  • Zugscheiben, Fahnenstangen etc.; 56,00 Goldmark  
  • Wandlampen, Messing; 7,20 Goldmark  
  • Fahnentüchl, 31 Stück; 93,00 Goldmark  
  • Petroleum und diverses; 19,00 Goldmark  
  • Dekoration; 15,00 Goldmark  
  • Hagl für Doktor, Apotheke etc. Zieler und Schreiber, Barpreise für Ehrenscheibe, Haupt und Glück; 25,00 Goldmark  

Es ist zu bedenken, dass es sich hier um Goldmarkwerte gehandelt und dass der
Liter Bier zur damaligen Zeit 24 Pfennig gekostet hat. Der Prinzregent stiftete zu
diesem Schießen einen Silbertaler. 

Wiederaufnahme des Schießbetriebes nach dem ersten Weltkrieg

Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg wird 1919 der Schießbetrieb wieder aufgenommen. Der Schützenverein nimmt eine stetige Aufwärtsentwicklung bis zum Jahre 1932, als mit einem Adlerschießen am 24. Januar und einem Endschießen am 12. März die aktive Vereinstätigkeit endet: Nach einer Verfügung des Reichsportführers sollte die Gesellschaft dem Bayerischen Schützenverband, Gau 135 (Chiemgau), welcher dem Reichsführerring angeschlossen war, beitreten. Andernfalls sollte der Verein aufgelöst werden. Aus finanziellen Gründen wird in einer eigens einberufenen Versammlung beschlossen, dem Reichsführerring nicht beizutreten. Der fällige Jahresbeitrag wurde den Mitgliedern erlassen. Damit endet zunächst die Geschichte der Zimmerstutzengesellschaft Frohsinn, der zuletzt 28 Mitglieder angehörten.  
Trotz aller Schwierigkeiten begannen die Bergener Schützen schon unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg an der Wiederbelebung des Schießsports zu arbeiten. 1952 wurde mit 20 Teilnehmern die Schützengesellschaft „Enger Kreis" begründet und Paul März als Erster Schützenmeister gewählt. Seither besteht nur noch diese eine Schützengesellschaft. Weil allgemein der Wunsch bestand, dem Verein den alten Namen „Königlich privilegierte Feuerschützengesellschaft Bergen" zu geben, musste der Nachweis zum Königlichen Privileg erbracht werden. Dies gelang schließlich nach der Bestellung eines Schützenkommissars und dem Beitritt des Vereins zum Bayerischen Schützensportverband. Mit dem neuen, alten Namen konnte der aktive Übungsbetrieb bald begonnen werden und die Bergener Schützen verzeichnen wieder wachsende Erfolge bei verschiedenen Wettbewerben und auch eine ständig steigende Mitgliederzahl.  
Den ersten Höhepunkt nach dem Krieg erlebte der Verein beim Jubiläums- und Gauschießen des Gaues Traunstein, das der Gesellschaft für die Zeit vom 26. Mai bis 3. Juni 1956 übertragen wurde. Es war eines der ersten Gauschießen nach dem Krieg und über 500 Schützen aus allen Teilen des Landes und auch aus Österreich nahmen an dieser Veranstaltung teil.  
1957 konnte vor zahlreichen Ehrengästen eine neue Vereinsfahne geweiht werden. Sie zeigt nach einem Entwurf des Vereinsmitgliedes Oskar Landenhammer auf der einen Seite das Dorf Bergen und auf der anderen einen Hirsch, symbolhaft als König der Wälder.  
1958 konnte in der neuen Schützenherberge im Cafe Kamml eine Übungsanlage in Betrieb genommen werden, die ein ganzjähriges Training ermöglichte. Es begann ein systematischer und zielstrebiger Trainingsbetrieb für den Leistungssport. Dem gleichen Zweck dienten Vergleichsschießen mit Nachbarvereinen, die mit einer Mindestbeteiligung von 15 Schützen zwischendurch ausgetragen wurden. Mit diesem systematischen Vorgehen, verbesserten sich die Erfolge nochmals zusehends.  
Die Zukunft eines Schützenvereins wird von einer rechtzeitig für den Schießsport motivierten Jugend bestimmt. Eine gute Zusammenarbeit mit der Schulleitung machte eine erfolgreiche Werbung von Jugendlichen für den Beitritt zum Verein möglich. Sie erregte schon nach kurzer Zeit die Aufmerksamkeit des Bayerischen Schützenverbandes, dem auffiel, dass ein so kleiner und unscheinbarer Ort wie Bergen im großen Schützenverband mit der Jugend an zweiter Stelle in Bayern steht. 1958 wird ein fünfzehnjähriger Jungschütze als jüngster des Vereins und des gesamten Schützengaues Schützenkönig.  
Weniger leicht tat sich der Verein offensichtlich bei der Integration der Frauen, wie 1959 die Aussprache über die Wahl des Saales für den traditionellen Schützenball zeigte. Mit den Stimmen der anwesenden Frauen wurde statt des Gasthauses zur Post das Cafe Kamml als Austragungsort gewählt. Darüber waren vor allem einige ältere. Mitglieder sehr erbost und protestierten heftig gegen das Stimmrecht der Frauen. Sie. meinten „Schützensache sei immer noch Männersache".

Bau des Schützenhauses

In den folgenden Jahren können die Bergener Schützen fast jedes Jahr auf große Erfolge bei verschiedenen Schießwettbewerben brillieren. 1964 zählte der Verein 107 Schützen und 1969 konnte dank der guten Entwicklung des Vereins der Bau einer vereinseigenen Schießstätte geplant werden. Nach den jahrzehntelangen Behelfen sollte nun endlich eine dem Leistungsstand des Vereins angemessene und dem modernen Schießbetrieb entsprechende Standanlage mit den dazu notwendigen Einrichtungen und Nebenräumen entstehen.  
Auch die folgenden Jahre brachten für die Feuerschützengesellschaft eine Aufwärtsentwicklung mit sich. Ein wichtiges Ereignis war 1970 die Fertigstellung des Schützenhauses; damals die erste überdachte 50-Meter-Kleinkaliber-Anlage in Europa. Die Damenmannschaft konnte in dieser Zeit ihre großen Erfolge feiern und fünfmal den deutschen und zwölf mal den bayerischen Meistertitel erringen. Auch international war die Bergener Feuerschützengesellschaft mit Gerlinde Geyer als Mitglied der Deutschen Nationalmannschaft bei allen großen Wettkämpfen her­vorragend vertreten.